Ingenieurbauten sind oftmals die berühmten Stars unter den großen Bauwerken
Bei den sog. Ingenieurbauten handelt es sich in der Regel um diejenigen meist großen Bauwerke, deren Planung, Konstruktion und Errichtung besondere technisch-konstruktive Berechnungen sowie eine außergewöhnliche Statik erforderlich machen und bei denen häufig für ihre Entstehungszeit neue und moderne technische Werkstoffe zum Einsatz kommen. Dem Ingenieurbau kommt somit gewissermaßen eine hervorgehobene Rolle auf den diesbezüglichen Baustellen zu, in enger Zusammenarbeit mit Architekten und Bauplanern werden vorrangig auf lange Lebensdauer und Nutzung angelegte Bauwerke wie Autobahn- und Eisenbahnbrücken, Kanäle, Kühl- und Türme mit Aufbauten, Betriebsgeschoss und Publikumsgeschoss, Silos, Tunnel, Talsperren, Tiefgaragen, Untergrundbahnhöfe und Offshorebauwerke wie etwa Bohrinseln geplant, konzipiert und errichtet. Innerhalb der Industrie- wie auch der Verkehrsgeschichte existieren heute rund um den Globus zahlreiche bekannte und berühmte Ingenieurbauten, hierzulande beispielsweise das Schiffshebewerk Niederfinow in Brandenburg von 1934, der Stuttgarter Fernsehturm in Baden-Württemberg von 1955 oder der Flughafen Berlin-Tempelhof von 1941 sowie der St. Pauli Elbtunnel in Hamburg von 1911.
Historische Auszeichnungen und aktuelle Berufsbilder im deutschen Ingenieurbau
Seit 2007 wird von einem wissenschaftlichen Beirat der Bundesingenieurkammer auch jedes Jahr die Auszeichnung „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ an seit mindestens 50 Jahren bestehende Objekte verliehen, die von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des Bauingenieurwesens gewesen sind. Fachlich wird der moderne Ingenieurbau heutzutage in die beiden Großgebiete konstruktiver und funktioneller Ingenieurbau mit den jeweiligen Schwerpunkten Konstruktion und Technologie sowie in viele weitere verwandte und interdisziplinäre Gebiete unterschieden. Im konstruktiven Ingenieurbau ersinnt man technische Lösungen für Baukonstruktionen und Anlagen und erfüllt besondere Ansprüche im Tragwerksentwurf und der architektonischen Gestaltung etwa bei herausragenden Brücken und Türmen, weitgespannten Kongress- oder Maschinenhallen, Überdachungen, geologisch schwierigen Tunnelprojekten, ungewöhnlichen Kavernen und Staudämmen oder bei stark belasteten Windrädern unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Werkstoffgesetze von Beton, Stahl, Holz, Glas, Naturstein, Ton und anderen. Der funktionelle Ingenieurbau hingegen befasst sich hauptsächlich mit Grundlagentechnologie, Belastungs- und Dimensionierungsrechnung, Bauphysik, Betonguss, Materialkunde, praktischer Bauausführung, Alterung, Verschleiß, experimenteller Forschung, Methoden und Verfahren der baulichen Verbindungstechnik und allen weiteren funktionellen Aspekte des Bauens wie Energieoptimierung, Fassadentechnologie und nachhaltiges Bauen.
Aquädukt und Basilika, Kriegstechnik und Festungsbau, Eiffelturm und Gusseisen
Ingenieurbaukunst weist demnach oft ein hohes Maß an Erfindergeist, wissenschaftlicher Erkenntnis, Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Ästhetik auf. Historische Beispiele sind u.a. der Übergang von Steinbalken zu Gewölbekonstruktionen in der antiken Architektur der römischen Kaiserzeit zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert, so etwa beim Pantheon (118-135) und der Konstantinsbasilika (306-312) in Rom sowie bei der Errichtung komplizierter Aquädukte und Wasserleitungen. In der der italienischen Renaissance galten die phantasievollen technischen Entwurfsideen eines Leonardo da Vinci und Francesco di Giorgio Martini als diesbezüglich zugehörig, auch die besondere Gattung der „Architectura militaris“ durch Kriegstechniker und Festungsbaumeister wurde seit dem frühen 16.Jahrhundert dazu gezählt. Mit den ersten Anfängen der industriellen Revolution ab ca. 1750 wurde der Ingenieurbau aufgrund des ab diesem Zeitpunkt erstmals massenhaft eingesetzten neuen Gusseisens oftmals als „Eisenbau“ bezeichnet, als bekanntestes Ingenieurbauwerk des 19. Jahrhunderts gilt bis heute der Pariser Eiffelturm. Heutzutage findet man Spezialisten und Fachbetriebe aus dem Bereich Ingenieurbau am zuverlässigsten auf der Netzpräsenz der Bundesingenieurkammer, dort werden umfangreiche und detaillierte Informationen zu den Länderingenieurkammern, ein Bundesingenieurregister, ein Sachverständigenverzeichnis sowie eine Ingenieursuche in den einzelnen Bundesländern angeboten.
• Mit der Bezeichnung Ingenieurbauten werden meist besondere und ob ihrer Konstruktion herausragende Bauwerke bezeichnet
• In der Regel handelt es sich um große und industriell, wirtschaftlich oder infrastrukturell genutzte Bauten mit längerer Bauzeit
• Auch viele große militärische Bauten der Vergangenheit werden heute als Ingenieurbauten anerkannt
• In Deutschland werden seit 2007 außergewöhnliche, historisch bedeutsame und beispielhafte Ingenieurbauten ausgezeichnet
• In Theorie und Praxis wird die Disziplin heutzutage in konstruktiven und funktionellen Ingenieurbau unterschieden
• Entscheidende Effekte erhielt der Ingenieurbau durch Eisen und Stahl in der industriellen Revolution