Generalisten und Spezialisten: Die Kaiser, Könige und Künstler jeder Baustelle
Bereits die deutsche Übersetzung des ursprünglich lateinischen Wortes „architectura“ mit „Baukunst“ macht die exponierte Rolle und Bedeutung dieser besonderen Berufsgruppe im Bauwesen deutlich. Architekten sind gewissermaßen und gleichzeitig die kreative, administrative und ultimative oberste Instanz bei den meisten Entscheidungen rund um ein Bauwerk. Ihnen obliegt somit ein hohes Maß an Verantwortung, weitreichende Befugnisgewalt und zum Teil große künstlerische Freiheit. In enger Kooperation mit den jeweiligen Bauherren, Bauämtern, Bauingenieuren sowie beteiligten Bau- und Handwerksmeistern müssen sie theoretisch wie praktisch das „Große und Ganze“ planen, entwerfen, beaufsichtigen, verwirklichen und zum erfolgreichen Abschluss bringen. Historisch wie auch aktuell weist der berufliche Werdegang der meisten Architekten dabei sowohl generelle als auch spezifische Kenntnisse des Bauens auf. Früher bildeten sich etwa viele Steinmetze, Baumeister, Bildhauer, Militäringenieure, Handwerker, Künstler und Wissenschaftler zum Architekten weiter. Heutzutage ist die Profession international durch ein Facettenreichtum an Spezialisierungen etwa in den Bereichen Entwurf, Ausführungsplanung, Ausschreibung, Bauleitung, Verwaltungs-, Gewerbe-, Kultur-, Wohnungs-, Städte- und Landschaftsbau, ökologisches Bauen, Sanierung von Altbauten, Innenarchitektur und Bauphysik geprägt.
Architekten als Familienväter von Immobilien: Sie betreuen Gebäude von Geburt an
Wer also einen Architekten bzw. ein Architektenbüro beauftragen möchte, sollte sich im Vorfeld über deren starke Arbeitsteiligkeit und die mitunter sehr unterschiedlichen einzelnen Arbeitsfelder im Klaren sein. So sind freie wie festangestellte Architekten u.a. in der Projektsteuerung, in der Koordination aller Planungsbeteiligten, Behörden und Ausführenden sowie als Vertreter des Bauherren gegenüber diesen tätig, ebenso in der Grundlagenermittlung sowie in der Vor-, Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung. Außerdem sind sie für die Ausschreibung, Vorbereitung, Mitwirkung und Vergabe von Bauleistungen und die Herbeiführung der erforderlichen Verträge zuständig, im Rahmen des Baumanagements auch für Kosten- und Terminkontrolle, in der Bauleitung für Objekt- oder Bauüberwachung. Nach der Fertigstellung des Bauwerks arbeiten sie in der Objektbetreuung und Dokumentation gemäß der in Deutschland gültigen „Honorarordnung für Architekten- und Ingenieurleistungen“ (HOAI), Asset-, Immobilien-, Gebäude- oder Facilitymanagement gehört ebenfalls häufig zum Aufgabenbereich. Architekten sind beruflich auch oft in der öffentlichen Verwaltung, in Forschung und Lehre, in Architekturdarstellung und im Modellbau sowie in der Energieberatung tätig.
Entscheidend ist der Listeneintrag einer Kammer: Architekten richtig auswählen
Gesetzlich ist die Berufsbezeichnung hierzulande recht eindeutig geregelt. Architekten dürfen sich nur die gemäß ihrer Fachrichtungen, Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Städtebau eingetragenen Pflichtmitglieder der entsprechenden Architektenliste einer der insgesamt 16 öffentlich-rechtlichen Länderarchitektenkammern nennen. Deren Zusammenschluss mit dem Namen Bundesarchitektenkammer ist jedoch keine kommunale Körperschaft, sondern lediglich ein privater Verein. Einer Bundeskammerstatistik aus dem Jahr 2014 zufolge gibt es aktuell knapp 130.000 Architekten in Deutschland, unter diesen dominieren mit über 100.000 die Hochbauarchitekten, Landschafts- und Innenarchitekten sowie Stadtplaner kommen jeweils nur auf um die 6000 bis 7000 Vertreter. Die höchste Architektendichte gibt es in den traditionellen Eigenheimbesitzer-Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern, die geringste östlich der Elbe in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen, im eher finanzschwachen Bremen sowie im historisch in Sachen Immobiliensitz quasi gesättigten Saarland. Seit 1989 hat sich dabei die Gesamtanzahl von Architekten aller Art von gut 70.000 auf den heutigen Stand fast verdoppelt, inzwischen wird deshalb intern oft über prekäre Arbeitsbedingungen geklagt. Namhafte Interessenvertretungen von Architekten in Deutschland sind der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. (BDB), der Verband deutscher Architekten (VDA), der Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (DAI), der Bund Deutscher Architekten (BDA) und die Vereinigung Angestellter Architekten e.V. (VAA).
• Architekten sind zu enger Kooperation mit anderen Berufen verpflichtete Oberbefehlshaber auf Baustellen
• Früher verlief ihr beruflicher Werdegang zumeist auf andere Professionen aufbauend, heute akademisch
• In der Praxis werden die Tätigkeitsprofile aller Architekten von einem hohen Grad an Spezialisierung geprägt
• Sie begleiten den Bau von Häusern und Gebäuden von der ersten Planung bis zum letzten Spatenstich
• Häufig sind Architekten auch nach der Fertigstellung mit zahlreichen unterschiedlichen Aufgaben betreut
• In Deutschland hat sich die Anzahl der berufstätigen Architekten in den letzten zweieinhalb Dekaden fast verdoppelt