Die Herren über Feuer und Rauch genießen seit dem Mittelalter hohes Renommee
Wohl kein anderes Handwerk wird in Deutschland und in anderen Ländern traditionell derartig mit positiven emotionalen und folkloristischen Zuschreibungen assoziiert, wie dasjenige des Schornsteinfegers. Die in seine klassische schwarze Berufstracht gewandte Figur des Glücksbringers mit Kette, Kugel und Zylinder findet sich schon seit Jahrzehnten alleine auf Neujahrskarten millionenfach abgebildet. Dies liegt natürlich vor allem daran, dass Schornsteinfeger seit der flächendeckenden Verbreitung des Schornsteins in Wohnhäusern ab dem 10. Jahrhundert in Europa dafür sorgen, dass diese von Verstopfungen frei und somit nutzbar bleiben. Als seinerzeit noch überwiegend mit offenem Feuer samt starker Rauchentwicklung gekocht und geheizt wurde, war die regelmäßige und zuverlässige Arbeit der „Männer in Schwarz“ quasi eine unverzichtbare Überlebensfrage. Zum Neujahrssymbol entwickelte sich die Profession übrigens, weil früher Schornsteinfeger ihren Lohn zum Jahresende erhielten und dazu passend – und wohl auch mit der Hoffnung auf ein üppiges Trinkgeld - den Kunden einen gesundes neues Jahr wünschten.
Moderne Heiz- und Klimatechnik haben die Arbeitsaufgaben stark erweitert
Heutzutage handelt es sich bei dem altehrwürdigen und bereits seit dem Spätmittelalter per Brand- bzw. Feuerordnungen strikt reglementierten, jedoch auch über lange Zeit von Kinderarbeit geprägten Gewerbe um einen nach der Handwerksordnung (HwO) bundesweit geregelten 3-jährigen anerkannten Ausbildungsberuf im Handwerk. Ihr Aufgabenbereich hat sich angesichts der technischen Weiterentwicklung im Laufe der Zeit massiv ausgeweitet. Schornsteinfeger sind heute auch für Immissionsschutzmessungen, sicherheitstechnische Überprüfungen, die Einhaltung umweltschutzrechtlicher Vorgaben und die Ermittlung von Energieeinsparpotenzialen bei Feuerungs-, Lüftungs- und ähnlichen Anlagen, die Überprüfung von Gaswasser- und Luftheizern, die Kundenberatung bezüglich des Brand- und Klimaschutzes sowie für baurechtliche Prüfungen und Begutachtungen zuständig. Einen guten Teil ihrer Arbeitszeit verbringen sie auch am Computer, um Messbescheinigungen, Prüfprotokolle, Abrechnungen und Kundendaten zu erstellen, zu schreiben und zu verwalten. Mit der weitestgehenden Aufhebung des kehrbezirksbezogenen Monopols der Bezirksschornsteinfegermeister zum 1. Januar 2013 haben sich die Arbeitsbedingungen der Schornsteinfeger erneut bemerkbar geändert.
Vom Monopol zu mehr Wettbewerb: Die Sicherheit bleibt jedoch gewährleistet
Kunden können jetzt für Überprüfungs-, Kehr- und Messarbeiten auch nicht im Kehrbezirk ansässige und an die Gebührenordnung gebundene Schornsteinfegerfachbetriebe auswählen, diese können wiederum ihr klassisches Tätigkeitsfeld um stärkere Energieberatung und weitere Dienstleistung rund um den Haushalt erweitern. Die Abnahme neu errichteter Feuerstätten und Schornsteine, das Führen und Verwalten eines Kehrbuches, die alle 3,5 Jahre obligatorische „Feuerstättenschau“ und die Ausstellen des Feuerstättenbescheides über alle vorgeschriebenen Überprüfungs-, Kehr- und Messarbeiten sind aber weiterhin dem für den Bezirk zuständigen bevollmächtigten Schornsteinfeger vorbehalten. Diese grundlegende Reform wird nach anfänglicher Skepsis von den einschlägigen Fachbetrieben mittlerweile größtenteils einstimmig begrüßt. Vor allem die Reduzierung des einstigen Ausschreibungszeitraums von 15 auf 7 Jahre für bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger sorgt nach Ansicht der meisten Branchenkenner für mehr Wettbewerb und höhere Qualität. Die deutsche Dachorganisation des Handwerks ist der „Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerk“ mit Hauptsitz in Sankt Augustin bei Bonn. Der Verband ist in 16 Landesinnungsverbände mit insgesamt 54 Innungen und knapp 8.000 Mitgliedsunternehmen sowie fast 26.000 Beschäftigten und ca. 1.600 Lehrlingen aufgeteilt. Informationen zu den aktuellen Arbeitskosten von Schornsteinfegern erhalten Kunden am zuverlässigsten bei den jeweiligen Verbänden und Innungen.
• Das Handwerk ist fast 1.000 Jahre alt und ist vielerorts hoch angesehen
• Der lange übliche Brauch der Jahresendabrechnung machte sie zu Glücksbringern
• Der technische Fortschritt hat die Arbeitsaufgaben stark erweitert und verändert
• Aktuell verändert die weitgehende Abschaffung des Monopols das Berufsbild erneut
• Trotz Wettbewerb bleiben Kernaufgaben bei den Bezirksschornsteinfegern
• Informationen zu Preisen, Kosten und Leistungen erteilen Verbände und Innungen