Welches andere Handwerk hat einen Religionsstifter in seinen Reihen vorzuweisen?
Der wohl berühmteste Zimmermann aller Zeiten war rein religiösen Überlieferungen zufolge Jesus Christus, doch schon lange vor dessen Geburt schufen Zimmerleute in aller Herren Länder zum Beispiel Häuser, Dächer, Boote, Schiffe und Räder aus Holz. Bis heute arbeitet dieses sehr traditionsreiche und -bewusste Handwerk mit einem der ältesten, stabilsten und vielseitigsten einsetzbaren Werkstoffe der Welt. Trotz moderner und künstlicher Materialien ist Holz und damit das Können und Wissen der Zimmerer auch in der aktuellen Architektur unverzichtbar. So etwa beim Bau und bei der Konstruktion von unterschiedlichsten Werksteilen, im Fachwerk, bei Balkonen, Veranden, Wandverkleidungen, Wärme- und Schalldämmungen, Fußböden, Holzdecken, Carports, Baracken, Lagerhallen, Brücken, Türmen und Verschalungen im Betonbau. In der Praxis und bei bestimmten Aufgaben arbeiten Zimmerleute auch häufig mit Bautischlern bzw. Schreinern, Dachdeckern und anderen Gewerken zusammen. Im Gegensatz zu diesen pflegen sie jedoch noch als eine der wenigen Handwerksberufe den uralten Brauch der „Walz“ (Wanderjahre), in deren Verlauf sich die Gesellen in der typischen Tracht auf Baustellen im In- und Ausland verdingen und über bestimmten Zeitraum nicht in ihren Heimatort oder in dessen Nähe zurückkehren dürfen.
Analoge und digitale Werkzeuge bestimmen heute den Alltag der Holzarbeiter
Ungeachtet ihrer stolz bewahrten und gepflegten Traditionen nutzen Zimmerleute heute doch auch ganz selbstverständlich modernste Technik und Maschinen, so steht etwa der Einsatz von CNC-gesteuerten Säge- und Hobelmaschinen in fast jeder entsprechenden Werkstatt hierzulande auf der Tagesordnung. Außer auf derartige digitale Hilfsmittel verlassen sich Zimmerleute auf Baustellen aber auch immer noch auf ihre klassischen und herkömmlichen Werkzeuge. Dazu zählen vor allem diverse Äxte, Beile, Beitel und Sägen, der Handhobel, das Klopfholz, das Stemmeisen, der Latthammer zum Einschlagen oder Herausziehen von Nägeln sowie das aus dem dicken Zimmermannsbleistift sowie dem Reißhaken genannten Spezialmesser bestehende Reißzeug. Den Umgang mit diesen Werkzeugen wie auch mit dem Alphawinkel, dem Lot, dem Reißboden, der Schlagschnur, dem Winkeleisen, dem Zimmermannsknoten, dem Streichmaß und der Schmiege sowie natürlich allen heute gängigen Maschinen zur Holzver- und -bearbeitung erlernen angehende Zimmerleute in Deutschland im Rahmen einer bundesweit geregelten und anerkannten 3-jährigen Ausbildung in der Industrie oder im Handwerk. Die vorherrschende Betriebsstruktur des Zimmermannhandwerks im deutschsprachigen und europäischen Raum ist eine mittelständische, viele Berufstätige sind jedoch auch als Beschäftigte in großen Baufirmen, Holzbaubetrieben sowie Hoch- und Tiefbauunternehmen angestellt.
Eine mittelständische Branche mit vielen Aufträgen und guten Zukunftsaussichten
Der Interessen- und Dachverband der deutschen Zimmerleute ist der „Holzbau Deutschland–Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes“ in Berlin mit seinen 14 Landesverbänden, deren Innungen und aktuell ca. 12.000 Mitgliedsbetrieben mit insgesamt etwa 50.000 Arbeitnehmern. Bei über 80 % der Fachbetriebe im Bereich Zimmerei handelt es sich um Kleinbetriebe mit bis zu lediglich 9 Angestellten, nur etwas über 3 % wiesen im Jahr 2012 mehr als 19 Beschäftigte auf. Diese kleinteilige Struktur ergänzt sich meist sehr gut mit der tiefen lokalen und regionalen Verwurzelung des Handwerks, von welcher gerade auch ortsansässige Kunden hinsichtlich einer funktionierenden Kommunikation zwischen Auftraggeber und ausführendem Gewerbe bestens profitieren können. Als Ansprechpartner für Renovierung, Restaurierung, Sanierung und Sonderwünsche sind Zimmerleute in Sachen Holzbau immer und überall die erste Wahl. Besonders viele Wohngebäude mit Holz errichtet wurden 2013 in den Bundesländern Saarland, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern. Angesichts anhaltender privater Bauinvestitionen erwarten die meisten Branchenkenner auch zukünftig Umsatzsteigerungen im Holzbau und für die Zimmerleute, mit 77 % privaten Auftraggebern stellen diese den Löwenanteil beim Umsatz. Unabhängig von regionalen Unterschieden beträgt der durchschnittliche Stundenkostensatz eines Facharbeiters im Zimmererhandwerk momentan ca. 44 Euro, bei sehr davon abweichenden Preisen und Kosten sollten sich Kunden zwecks Kontrolle und Überprüfung an die regionalen Innungen bzw. Verbände wenden.
• Zimmerei ist ein Jahrtausende altes Handwerk mit starkem Traditionsbewusstsein
• Zimmerleute kooperieren mit anderen Gewerken und gehen mitunter auf die „Walz“
• Moderne Maschinen und klassisches Werkzeug werden gleichberechtigt eingesetzt
• Die meisten Zimmereifachbetriebe sind kleine und mittelständische Firmen
• Viele Zimmereien befinden sich seit Generationen im ortsansässigen Familienbesitz
• Hierzulande stellen private Bauinvestitionen die Zukunft der Zimmerer sicher
