Die Anzahl der Online-Anbieter im Bereich der Immobilienbewertung mit kostenlosen oder sehr günstigen Angeboten wird immer größer - aber sind die Ergebnisse auch wirklich brauchbar?
Eine Frage, die man nicht pauschal beantworten kann. Schließlich hängt vieles von dem Grund bzw. Anlass der Bewertung ab. Sollte man mit den Ergebnissen das Finanzamt oder das Gericht beeindrucken wollen, so sollte man lieber die Hände von solchen Anbietern lassen. Sollte man nur mal so aus Lust und Laune den Wert seiner Immobilie wissen wollen, so kann man diesen Weg ja mal versuchen.
Die Qualität der Online-Anbieter ist recht unterschiedlich. Aber für alle gilt: Je komplizierter und differenzierter eine Immobilie ist, um so unwahrscheinlicher ist es, einen halbwegs realistischen Wert auf diese Art und Weise zu ermitteln. Dies erkennt man eigentlich schon schnell an den Eingabemöglichkeiten, die einem der Anbieter zur Verfügung stellt.
Wie will man mit wenigen Angaben wie der Adresse, des Gebäudetyps, der Grundstücksgröße, der Miet- oder Nutzfläche und des Mietertrages (sofern es sich nicht um eine Eigennutzung handelt) einen verlässlichen Immobilienwert ermitteln? Alle Besonderheiten wie z.B. Rechte und Lasten, der bauliche und technische Zustand, erfolgte oder unterlassene Modernisierungen und Instandsetzungen, Erbbau, Leerstand etc. finden bei den Internet-Plattformen keine ausreichende Berücksichtigung. Häufig basieren die im System hinterlegten Basiswerte für die Bewertung auf den Maklerangeboten der großen und bekannten Anbieter wie immobilienscout24 oder immowelt. Die Online-Bewertungsportale bleiben also meist eine „Black-Box“, bei der einzelne Werte eingegeben werden und dann unten ein Ergebnis raus kommt, dessen Methodik und Berechnungsformeln man nicht erkennen kann.
Unberücksichtigt bleiben ebenso Werte des jeweilig zuständigen Gutachterausschusses, wo die tatsächlichen Kaufverträge für die Stadt oder den Kreis nach Immobilientyp, Lage etc. sehr detailliert ausgewertet werden oder aber sonstige relevante Kennzahlen für Baukosten, Vergleichsmieten etc., auf die der Sachverständige zurückgreift und diese nach den Regeln der entsprechend normierten Bewertungsverfahren berücksichtigt.
Wenn Immobilienbewertung so einfach wäre, dann würden die Sachverständigen (zertifizierte bzw. öffentlich bestellt und vereidigte) nicht so viel Zeit in ihre Ausbildung und Weiterbildung investieren (müssen – weil gesetzlich vorgeschrieben). Und auch, wenn man heutzutage vieles so programmieren kann, dass der Einsatz des Menschen und dessen Know-how oftmals nicht mehr von Nöten ist, so ist dies bisher für den Bereich der Immobilienbewertung noch nicht erfolgt.
Wer also eine seriöse Immobilienbewertung benötigt, sollte sich an Experten wenden.