In Gärtnereien werden Gewächse aller Art gezähmt, gepflegt, gelehrt und gewürdigt
Wenn sich jemand wahrhaft mit den Zyklen der Natur, des Keimens, des Wachsens und Vergehens auskennt, dann mit Sicherheit die Mitarbeiter von Gärtnereien bzw. Gartenbaubetrieben. In der Fachwelt werden derartige Unternehmen in Deutschland heute in Verkaufs-, Produktions- sowie Gemüse- und Zierpflanzengärtnereien unterschieden, in der Praxis dominieren mittlerweile Verkaufs- oder kombinierte Verkaufs- und Produktionsgärtnereien. Dabei lässt sich eine vielfältige Differenzierung der gärtnerischen Fachbetriebe ausmachen, so etwa Baumschulen und Friedhofsgärtnereien, Obst-, Gemüse- und Staudenbau sowie Zier- und Zimmerpflanzenbau. Der größte Umsatz wird hierzulande mit Schnittblumen und Zierpflanzen vor Gemüse, Baumschulerzeugnissen und Obst erzielt, Schnittblumen stammen jedoch zu 30 Prozent aus dem Nachbarland Niederlande. Als Hochburg des deutschen Gartenbaus gilt die „Blumenstadt“ Erfurt in Thüringen samt des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau, dem Studiengang Gartenbau an der Fachhochschule und der berühmten Erfurter Gartenbauausstellung „egapark“ mit Gartenbaumuseum und 6000 m² großen zusammenhängenden Blumenbeet. Riesige Gartenbauflächen finden sich auch in der Region Ammerland im nordwestlichen Niedersachsen als dem wichtigsten Zentrum der hiesigen Rhododendronzucht sowie rund um den Bodensee (Obstbau).
Bedeutender Wirtschaftszweig mit Vielfalt und Hunderttausenden Beschäftigten
Doch natürlich findet man heutzutage fast überall gut ausgestattete Gärtnereien mit einem großen Sortiment an allen möglichen Pflanzen, vielerorts halten auch Blumencenter und Geschäfte in innerstädtischen Lagen eine große Palette an Gewächsen für die Wohnung, den Balkon, die Terrasse oder den heimischen Garten parat. Organisatorisch werden die gärtnerischen Berufe und Betriebe in Deutschland durch den „Zentralverband Gartenbau e. V.“ mit seinem Hauptsitz in Bonn sowie jeweils einem Sitz in Berlin und Brüssel repräsentiert. Die Interessenvertretung gartenbaulicher Berufsorganisationen, Verbände und Unternehmen weist 15 Landesverbände, 6 Bundesverbände, 12 Arbeitsgruppen, Fachverbände und Sondergruppen sowie die Gesellschaft Deutscher Friedhofsgärtner, die Förderungsgesellschaft Gartenbau mbH (FGG), die Interessenvertretung der deutschen Industrie für den Gartenbau e.V. (INDEGA), den Industrieverband Garten e.V. (IVG) und den Verband Botanischer Gärten e.V. als Mitglieder auf. Im Jahr 2012 existierten bundesweit ca. 60.000 Betriebe mit gärtnerischer Produktion und Dienstleistung auf einer Nutzfläche von 210.000 Hektar und ca. 400.000 Beschäftigten sowie etwas mehr als 16.000 Auszubildenden. Darüber hinaus sind in Deutschland jährlich etwa 100.000 ausländische Arbeitnehmer für einige Wochen oder Monate in gartenbaulichen Betrieben als saisonale Arbeitskräfte tätig.
Blumenfee am Gartenbautag, Hortipendium, Entente Florale und Gartenkulturpfade
Der Zentralverband Gartenbau betreibt seit 2002 auch das Onlineportal hortigate.de als Fachinformationsdienst für den professionellen Gartenbau. Neben Terminen findet man dort auch alles Wissenswerte zu Energie, Bewässerung, Pflanzenschutz sowie eine Linksammlung u.a. zu Bildungseinrichtungen, Fachzeitschriften, Spezialbibliotheken, Versuchsanstalten, Forschungsinstitutionen, Behörden, Landwirtschaftskammern, Informationsstellen, Vereinen und Vermarktungsorganisationen rund um das Thema Gartenbau. Empfehlenswert ist das Lexikon „Hortipendium“ für die grünen Berufe und den Freizeitgartenbau als kostenloses Nachschlagewerk. Unter der Regie des Zentralverbands wird auch der seit 2001 alljährlich ausgetragene Grün- und Stadtentwicklungswettbewerb „Entente Florale“ („Gemeinsam aufblühen”) veranstaltet, ebenso jedes Jahr der „Deutsche Gartenbautag“ samt Wahl und Kür der „Blumenfee.“ Seit 2009 bietet außerdem „Das Grüne Medienhaus" Verbrauchern und Medien firmen- und markenneutrale Informationen über gartenbauliche Themen, der Dienstleister für den Gartenbau und die Medienbranche leistet auch Öffentlichkeitsarbeit. Die zweite große deutsche Standesorganisation für den Gartenbau ist der 1964 gegründete „Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL)“ mit Sitz in Bad Honnef und 12 Landesverbänden. Die älteste deutsche gärtnerische Vereinigung ist jedoch die „Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.“ mit ihrem Sitz in Berlin. Sie verleiht Auszeichnungen, veröffentlicht Publikationen, veranstaltet Wettbewerbe und betreibt auch die Bücherei des Deutschen Gartenbaues e.V. sowie die Bundesarbeitsgemeinschaft Pflanzensammlungen (BAPS), außerdem unterstützt sie Städte und Gemeinden logistisch bei der Einrichtung von lizensierten Gartenkulturpfaden.
• In Gärtnereien kennt man die Zyklen der Natur, pflegt sie und lebt von ihnen
• Als Zentren des Gartenbaus gelten Erfurt, das Ammerland und der Bodensee
• Heute herrscht bundesweit eine flächendeckende Versorgung mit Gärtnereien
• Etwa 60.000 Betriebe mit ca. 400.000 Beschäftigten sind wichtiger Wirtschaftsfaktor
• Interessenvertretung der Gärtnereien ist vorrangig der Zentralverband Gartenbau
• Der Gartenkultur widmet sich auch die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V.